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einBlick: Schützt Gold auch jetzt vor Krisen und Inflation?

Gold wird häufig als die härteste Währung der Welt bezeichnet. Schaut man sich die Entwicklung über vergangene Jahrhunderte oder gar Jahrtausende an, scheint da etwas dran zu sein. Egal ob im Jahr 2022, 1900 oder sogar zur Zeit von Christi: Für ein Gramm Gold kann oder konnte man sich etwa die gleiche Menge Brot kaufen. Schaut man hingegen auf Euro oder Dollar, verloren diese schon innerhalb weniger Jahrzehnte einen großen Teil ihrer Kaufkraft. Gleichzeitig sollte man aber nicht verschweigen, dass auch Gold über kürzere Zeiträume stark schwanken kann. Laut einer Studie des Ökonomen Campbell Harvey von der Duke University behält Gold nur über Zeiträume von mehr als 100 Jahren verlässlich seine Kaufkraft. Einen Anlagehorizont den wohl kaum ein Anleger anstrebt.

In Krisenzeiten an den Börsen konnten sich Edelmetalle aber immer wieder hervortun. Während die Aktienmärkte nach dem Zusammenbruch der Dotcom-Blase in 2000 oder in der Finanzkrise ab 2007 deutliche Verluste verzeichneten, konnten Gold und Silber sogar zulegen. Betrachtet man den Zeitraum seit der Jahrtausendwende, konnte Gold die Aktienmärkte insgesamt abhängen. Über die letzten knapp 22 Jahre stieg der Goldpreis jährlich um etwa 9 Prozent, der Aktienmarktindex „MSCI World“ aber nur um etwas mehr als 5 Prozent. Ist Gold also das Mittel der Wahl, um im aktuellen Marktumfeld zu bestehen? Immerhin haben der Ukraine-Krieg und steigende Leitzinsen die Aktienkurse seit Jahresbeginn stark schwanken lassen. Die Inflation liegt in den USA inzwischen bei 8,6 Prozent und in der EU bei 8,1 Prozent.

Schaut man nur auf das aktuelle Jahr, konnte Gold die Inflation jedenfalls nicht ausgleichen. Der Goldpreis liegt über die letzten 6 Monate zwar leicht im Plus und schlug damit die meisten Aktienmärkte, einen Inflationsausgleich konnte aber auch das Edelmetall nicht liefern. Diese Entwicklung passt zu langfristigen Studien zum Verhältnis von Gold und Inflationsraten. Betrachtet man hierzu die letzten 50 Jahre, zeigt sich, dass es nahezu keine Beziehung zwischen den beiden Werten gab. Steigt die Inflation, bedeutet dies also nicht notwendigerweise eine Überrendite von Edelmetallen. Als Einzelanlage für eine kurzfristige Absicherung gegen die Geldentwertung ist Gold damit zu unzuverlässig und volatil.

Trotzdem gibt es Argumente, warum Gold auch aktuell eine attraktive Beimischung für Anlegerportfolien sind. Hervorzuheben ist hierbei die erwartete Nachfragesteigerung aus Schwellen- und Entwicklungsländern. Diese haben im Vergleich zu den Industrienationen (gemessen am Verhältnis zum Bruttoinlandsprodukt) noch relativ geringe Goldbestände aufgebaut. Laut einer Umfrage des „World Gold Council“ aus London gehen Zentralbanken aus den Emerging Markets von einer Ausweitung der Reserven über die nächsten Jahre aus. Dies könnte den Goldpreis weiter beflügeln. Setzt man als Anleger auf diese Preissteigerungen oder zunehmende Turbulenzen an den Aktienmärkten, bleibt noch die Wahl des passenden Mittels.

Eine Möglichkeit ist der Kauf von Goldbarren oder Goldmünzen über Banken und spezialisierte Edelmetallhändler. Der physische Kauf hat dabei den Vorteil, das Gold auch tatsächlich in den eigenen Händen zu halten. Allerdings obliegt dann auch die Aufbewahrung dem Anleger selbst. Ob zu Hause oder im kostenpflichtigen Bankschließfach. Nachteil ist die schwierigere Handelbarkeit der Barren und Münzen. Einige Banken verkaufen zwar Gold an ihre Anleger, kaufen dieses aber nicht zurück – oder nur mit deutlichen Abschlägen. Da Goldhändler auch keine besondere Zulassung benötigen, ist die Wahl des richtigen Anbieters nicht einfach. Das Risiko an einen unseriösen Goldhändler zu geraten, ist nicht zu vernachlässigen. Die Unterstützung durch einen Berater kann hier im wahrsten Sinne des Wortes „Gold wert sein“.

Unkomplizierter ist der Handel mit Goldfonds, Gold-ETCs oder Goldzertifikaten. Diese sollen den Goldpreis möglichst exakt nachbilden und können jederzeit über die Börse gehandelt werden. Die höhere Liquidität ist aber in der Regel auch mit Kosten verbunden. Je nach Produkt können Gebühren für das Fondsmanagement, die Börsen oder Transaktionen anfallen. Zudem besteht bei ETCs und Zertifikaten auch immer ein Emittentenrisiko. Sollte der Produktanbieter zahlungsunfähig werden, kann dies also einen Totalverlust für Anleger bedeuten.

Eine eher indirekte Möglichkeit von steigenden Goldpreisen zu profitieren, ist ein Investment in Goldminen-Aktienfonds. Man beteiligt sich dabei an Unternehmen, die Minen besitzen und selbst Gold schürfen. Dabei muss berücksichtigt werden, dass die Korrelation zwischen den Kursen von Goldaktien und dem Goldpreis zwar hoch, aber nicht perfekt ist. Gibt es Probleme in der Produktion oder arbeitet ein Goldförderer nicht profitabel, können entsprechende Aktien auch fallen, obwohl die Goldpreise im gleichen Zeitraum steigen. Findet gerade ein genereller Ausverkauf an den Aktienmärkten statt, kann dies ebenfalls Goldminen-Aktien in Mitleidenschaft ziehen. Dies gilt allerdings auch mit umgekehrten Vorzeichen.

Die Kosten von Goldminen-Aktienfonds entsprechen den üblichen Gebühren. Die Anlageform bringt aber auch den Vorteil des Status als „Sondervermögen“ mit sich. Ein Emittentenrisiko wird damit ausgeschlossen. Auch eine weitere Schwäche von direkten Gold-Investments hat diese Anlagemöglichkeit nicht: Gold an sich erwirtschaftet keine regelmäßigen Ausschüttungen. Minenunternehmen zahlen hingegen Dividenden, die an Investoren ausgeschüttet werden und einen Risikopuffer darstellen. Grundsätzlich ist es aber für Anleger schwierig einzuschätzen, ob Goldaktien im Vergleich zum Edelmetallpreis mittel- bis langfristig günstig bewertet sind und damit einen Vorteil zu direkten Goldinvestments darstellen können. Die Entscheidung sollte daher ausführlich mit einem Berater besprochen werden.

Fazit: Betrachtet man sehr lange Zeiträume von mehr als 100 Jahren, konnte Gold seinen Status als härteste Währung der Welt bestätigen. Über kürzere und für Anleger relevantere Zeithorizonte, kann der Preis allerdings auch stark schwanken und bietet nicht in jedem Umfeld einen verlässlichen Schutz vor Krisen oder Inflation. Trotz der aktuell historisch hohen Bewertung von jenseits der 1.800 US-Dollar pro Unze kann Gold aber ein wichtiger Bestandteil eines jeden Portfolios sein. Die Unabhängigkeit von den Aktienmärkten und der Status als „sicherer Hafen“ machen Gold zu einem wichtigen Instrument für eine breite Diversifikation im Portfolio. So bieten sie eine passende Ergänzung zu anderen Depotbestandteilen, die üblicherweise der Absicherung dienen, wie Anleihen, Liquidität oder Immobilienfonds.


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